Zum 25-jährigen Jubiläum veranstaltet der Stadtjugendring Erfurt, in Kooperation mit dem Jugendamt Erfurt, dem Deutschen Kinderhilfswerk und der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften (FH Erfurt), am 30. Oktober eine Fachtagung für Klassensprecherinnen und Klassensprecher (ab der Sekundarstufe) aus ganz Erfurt.
Der Stadtjugendring möchte damit seinem eigenen Auftrag als Interessenvertretung von Kindern und jungen Menschen aus Erfurt gerecht werden. „Beteiligung beginnt mit der Wahrnehmung von Kindern und Jugendlichen als Persönlichkeiten. Für den Mut und den Willen, sich einzubringen, brauchen Kinder und Jugendliche – ebenso wie Eltern – das Vertrauen anderer und das Zutrauen in ihre Fähigkeiten.“ so Robert Richter, Geschäftsführer des Stadtjugendring Erfurt e.V.
Die Veranstaltung findet am 30. Oktober, von 09.00 Uhr – 13.45 Uhr, an der Fachhochschule Erfurt, Raum 8.2.01/02, Haus 8 (Audimax), in der Altonaer Str. 25, 99085 Erfurt statt. Ziel der Veranstaltung ist, mittels verschiedener fachlicher Methoden Interessen, Problemlagen und Wünsche von Jugendlichen in Erfurt aufzuarbeiten, um diese transparent erfassbar zu machen. Im Rahmen der Tagung werden mehr als 30 Fachkräfte aus der Jugendhilfe in Erfurt mit den Kindern und Jugendlichen zu verschiedenen Fragestellungen thematisch und methodisch arbeiten. Die Ergebnisse der Veranstaltung werden besondere Beachtung finden. Sie sollen bei der Fortschreibung des nächsten Kinder- und Jugendförderplanes für Erfurt thematisiert und einbezogen werden.
„Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen steht zwar auf der politischen Agenda in der Stadtverwaltung, die wirksame Durchführung dagegen steckt noch in den Kinderschuhen“ so Robert Richter abschließend.
Ein Blick zurück
Am 4. Oktober 1990 trafen sich 13 Vertreter von Jugendeinrichtungen und frisch gegründeten Vereinen in Erfurt, um eine gemeinsame Interessenvertretung und eine gemeinsame Lobby für die Kinder und Jugendliche in Erfurt ins Leben zu rufen.
Vieles hatte sich durch die Wende geändert, vieles war neu, vieles Bekanntes brach weg. Umso wichtiger war ein stabilisierendes Netzwerk. In den nächsten Monaten und Jahren ging es rasant vorwärts. Weitere Vereine und Verbände beantragten die Aufnahme.
1993 konnte die erste hauptamtliche Geschäftsführerin eingestellt werden und es wurde eine Geschäftsstelle an der Radrennbahn im Rieth eröffnet. 1998 war die Mitgliederzahl auf 31 gestiegen. Auch das Aufgabenspektrum des Stadtjugendrings hatte sich verändert. So wurden die offenen Einrichtungen Maxi und Station in die Trägerschaft übernommen. Ab 2003 unterstützten die Gremien und Vertreter des SJR im Jugendhilfeausschuss tatkräftig den Prozess der Fortschreibung des Jugendförderplans.
2005 wurde die neue Förderrichtlinie für die Jugendverbandsarbeit beschlossen und somit die eigenverantwortliche Erarbeitung eines Verteilungsvorschlages unter Federführung des Stadtjugendrings bestätigt. Ein Verfahren das bis heute Anwendung findet. Im April 2006 konnte die Geschäftsstelle an ihren jetzigen zentralen Standort in das KOWO-Haus der Vereine umziehen. Ebenfalls 2006 fand ein großes Spielfest unter Beteiligung vieler Vereine und Verbände statt. So wurde der Grundstein für eine Tradition gelegt - das Spielfest als jährlicher Aktionstag des Stadtjugendrings. Mit dem Brühler Garten wurde ab 2007 auch ein idealer Platz für die Weiterführung gefunden.
2010 wurde das Projekt „Erfurter Ferienpate“ ins Leben gerufen, dass Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien die Teilnahme an Ferienfreizeiten und außerschulische Jugendbildungsmaßnahmen ermöglicht. 2015 wurde das Konto des Projektes, durch „die jungen Ärzte“ in der ARD-Sendung Quizduell, mit 11.000 Euro aufgefüllt.
Am 1. Mai 2013 organisierte der Stadtjugendring ein Familienfest im Stadtpark, als alternativen Gegenentwurf zum NPD-Aufmarsch. 2014 wurde durch das Jugendamt und den Stadtjugendring eine Arbeitsgruppe zur Erstellung eines „Leitbildes für ein kinder- und jugendgerechtes Erfurt 2020“ gegründet. Das Leitbild wurde nach einem eineinhalb-jährigen-Prozess im September 2015 durch den Jugendhilfeausschuss beschlossen.
In diesem Jahr richtete der Stadtjugendring einen Onlinekalender für Ferienfreizeiten und Angebote der Kinder- und Jugendhilfe in Erfurt ein. Kinder, Jugendliche und ihren Eltern, haben so die Möglichkeit eine Übersicht über die Angebote in Erfurt zu erhalten. Ebenfalls wurde 2015 mit vielen weiteren Trägern der Jugendhilfe, Jugendgruppen, Jugendverbänden und Jugendvereinen, dass Jugendnetzwerk für Flüchtlingshilfe Erfurt gegründet.
Viele Ehrenamtliche haben sich über die Jahre hinweg, in die Arbeit des Stadtjugendring Erfurt eingebracht. Michael Panse zum Beispiel, heute CDU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, war als Vertreter der Jungen Europäischen Föderalisten bereits 1992 im Stadtjugendring aktiv, oder der Oberbürgermeister Andreas Bausewein, vertrat die Jusos in unseren Gremien. Denny Möller, heute Stadtratsmitglied und Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, engagierte sich viele Jahren im Stadtjugendring als Vertreter der DGB-Jugend.
Ein roter Faden zieht sich durch die fünfundzwanzig Jahre. Das liebe Geld. Stets war es Streitpunkt, stets hat es nicht gereicht, immer wieder gab es Kürzungen der zur Verfügung gestellten Fördermittel.
Ein Blick nach vorne
Heute stellt sich der Stadtjugendring mit 39 Mitgliedern, darunter freie Träger der Jugendhilfe, Jugendverbände und Jugendvereine, als verlässlicher Partner und Interessensvertreter dar.
Für die Zukunft stehen weitere schwierige Aufgaben vor uns. Bei der schwierigen Finanzsituation der Kommunen werden wir gemeinsam über praktikable Lösungen diskutieren müssen und neue Wege suchen. Die gesellschaftlichen Strukturen haben sich verändert, die Schere zwischen Arm und Reich wird auch in Erfurt größer und die soziale Ausgrenzung wird die Angebotsgestaltung beeinflussen. Hier immer die richtigen Ressourcen einsetzen zu können, ist unser Ziel.
Die Fortschreibung des Jugendförderplans wird in den nächsten Monaten einen Schwerpunkt darstellen. Die Jugendverbände werden ihr Konzept im Rahmen der Fortschreibung weiter gestalten und auch in unseren Arbeitskreisen werden wir den Prozess unterstützen.
Wir wollen einen deutlichen Zugewinn an Entscheidungsmacht für Kinder und junge Menschen in dieser Stadt. Diese darf nicht auf der Ebene stehenbleiben, dass sie zwischen Entscheidungen, die Erwachsene vorgeben, wählen können. Kinder und Jugendliche sollen in bestimmten Verantwortungsrahmen, eigenständig entscheiden können, wo und wie sie sich einbringen wollen. Grundlagen hierfür sind eine Verschiebung von Aufgaben und Verantwortungen, aber auch eine Unterstützung der Kinder- und Jugendlichen im Prozess.
Mit Sorge beobachten wir die derzeitigen Entwicklungen in der Gesellschaft. Wir sehen uns als Interessenvertretung für alle Kindern und Jugendlichen, unabhängig vom Geschlecht, sexueller Ausrichtung, Herkunft, Nationalität, Hautfarbe, Weltanschauung und Religion. Wir haben und werden uns weiter gegen die Diskriminierung von Menschen aufgrund der Syndrome gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und für ein tolerantes und weltoffenes Miteinander einsetzen.