Am 03.02.2021 nahmen der Stadtjugendring Erfurt und die Beteiligungsstruktur BÄMM! am Workshop "Repräsentative Beteiligungsformate" des DBJR teil.
Programm
Zunächst präsentierte Waldemar Stange der Leuphana Universität Lüneburg Ergebnisse einer quantitativen Untersuchung zu Kinder- und Jugendparlamenten in Deutschland, Achim Rüdiger, Geschäftsführer des Jugendrings Düsseldorf kommentierte dies aus Sicht der Jugendverbände. Außerdem betrachtete Immanuel Benz, Referent des Referats 501 „Jugendstrategie, eigenständige Jugendpolitik“ im Bundesjugendministerium Kinder- und Jugendparlamente im Kontext der Jugendstrategie der Bundesregierung. Danach ging es in die freie Diskussion.
Aus den Inputs
Kinder- und Jugendparlamente sind in Deutschland weit verbreitet - vor allem in Großstädten ab 200.000 Einwohner*innen - und arbeiten in der Regel sehr beständig. Sie fügen sich in breite Partizipationslandschaften ein und ersetzen nicht andere Beteiligungsformate.
Gleichzeitig zeigt sich, dass Kinder- und Jugendparlamente insbesondere in der Phase der Ideensammlung an kommunalen Prozessen beteiligt werden (73%), bei der finalen Entscheidung werden hingegen nur 26% der Kinder- und Jugendparlamente beteiligt. Es bleibt also viel zu tun.
Aus der Diskussion
Die soziale Durchmischung der Kinder- und Jugendparlamente hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt: Sowohl was das Geschlechterverhältnis, als auch die Vertretung verschiedener Schulformen, als auch die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund betrifft - trotzdem bleibt viel zu tun. Jugendliche aus den Parlamenten äußern häufig selbst den Anspruch nach einer vielfältigen Besetzung dieser.
Eine ständige Herausforderung von Kinder- und Jugendparlamenten ist das Verhältnis zu Politik und Verwaltung (keine Vereinnahmung oder Verzweckung). Dabei können Kinder- und Jugendparlamente von der Kooperationen mit Jugendringen profitieren (und umgekehrt). Es bedarf einer bestimmten Unabhängigkeit, um eigenständige Inhalte und Formate entwickeln zu können und sich auch streitbar einzumischen. Gleichzeitig bedarf es fester Partizipationsmöglichkeiten im Stadtrat oder den Ausschüssen, um sich auch wirklich bei kommunalen Prozessen einbringen zu können.
Einige berichten aus der Praxis, dass verschiedene Partizipationsformen von Kinder und Jugendlichen ungewollt in Konkurrenz zueinander treten können. Jugendverbände werden aufgrund ihrer spezifischen Werte-Ausrichtung als "komische Vereinskäuze" gesehen, während Kinder- und Jugendparlamente als "authentische Jugendliche" gelten. Kinder- und Jugendparlamenten wird wiederum vorgeworfen, dass hier einzelne Jugendliche für sich sprechen, aber nicht weitere Kinder und Jugendliche vertreten. Dabei kann gerade die Vielfalt der Jugendgremien und Jugendverbände am Besten die Vielfalt von Kindern und Jugendlichen widerspiegeln - einzelne Verbände oder gar Einzelpersonen können nie alle Kinder und Jugendlichen vertreten. Hier besteht viel Entwicklungsbedarf bei der Herausbildung kooperativer Partnerschaften.