Seit zwei Wochen haben auch die Einrichtungen der Freien Träger des Stadtjugendrings Erfurt ihre Pforten geschlossen. Die sonst lebhaften Jugendzentren liegen verlassen da, in den Einrichtungen der Jugendverbände ist es ungewohnt still.
Doch der Schein trügt – nachdem viele Einrichtungen sich erst einmal neu sortieren mussten, sind bereits erste Ansätze alternativer Formate und Aktivitäten entstanden. „Die aktuelle Situation stellt Kinder, Jugendliche und Eltern vor eine Vielzahl von Herausforderungen“, sagt Robert Richter (Geschäftsführer des Stadtjugendrings). „Kinder und Jugendliche brauchen Platz und Bewegung, Rückzugsräume und soziale Kontakte zu Freunden und Freundinnen. Vor allem für Kinder und Jugendliche aus armen Familien bedeutet das Corona-Virus aktuell eine besondere Belastung – sei es aufgrund beengter Wohnverhältnisse, Ermangelung eines ruhigen Orts zum Lernen, finanzielle Belastungen wegen Versorgungskäufen oder Sorgen der Eltern um Kurzarbeit oder Verlust des Arbeitsplatzes. Wir möchten weiterhin Angebote für Kinder und Jugendliche schaffen, um altersgerechte Freizeitangebote aufrechtzuerhalten, die Kinder beim Lernen zu unterstützen, und vielleicht auch den Eltern eine kleine Atempause zu verschaffen“.
Dieser Aufgabe widmen sich die freien Träger auf unterschiedliche Weise. Ehrenamtliche des AJZs haben eine Nachbarschaftshilfe im Erfurter Norden mit-initiiert und stehen mit vielen weiteren Ehrenamtlichen und Initiativen (wie bspw. Ella Lastenrad) in Kontakt, um Einkäufe und Gänge zur Post oder Apotheke für Risikogruppen zu erledigen. Derweil telefonieren die Gruppenhelfer*innen des Kidsklub Purpur der Falken mit den Kindern der Einrichtung und jeden Tag gibt es einen Bastel-Tipp für Zuhause. Digitale Hausaufgabenhilfe und eine Online-Lesung für Kinder sind in Planung. Die Evangelische Jugend organisiert digitale Spieleabende und das Jugendhaus Fritzer nutzt die Zeit, um über Instagram Ideen und Wünsche für die Umgestaltung des Tanzraums in ihren Räumlichkeiten zu sammeln. Die verschiedenen Aktivitäten und Angebote werden künftig auf der Website des Stadtjugendring Erfurts gesammelt (https://stadtjugendring-erfurt.de/), um Eltern, Kindern und Jugendlichen einen Überblick über Unterstützungsinitiativen und digitale Kinder- und Jugendangebote in Erfurt zu verschaffen. Die Geschäftsstelle des Stadtjugendrings unterstützt die Träger darüber hinaus mit Hilfestellungen und technischem Know-How zu digitalen Kommunikationsmöglichkeiten, eine digitale Fortbildung zu Jugendarbeit ist ebenfalls angedacht.
Auch mischen sich junge Menschen weiterhin politisch ein - trotz Einschränkungen durch Corona. So beteiligten sich zum Beispiel Ehrenamtliche des AWO Jugendwerks und der Falken Erfurt an einer bundesweiten Kampagne für eine humanitäre Geflüchtetenpolitik am internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März - statt Demo auf der Straße mit Transpis in den Fenstern, Beamerprojektionen an Häuserwände und Foto-Aktionen in den Sozialen Medien.
Auch die DGB-Jugend verlagert ihre Gremien sowie politischen Aktionen ins Digitale. Gerade startet eine Kampagne rund um das Leben und Arbeiten im Außnahmezustand. Die DGB-Jugend und ihre Mitgliedsgewerkschaftsjugenden betreiben Aufklärungsarbeit und bündeln wichtige Informationen für Auszubildende, Studierende und junge Beschäftigte. Um Fragen von jungen Menschen in Arbeitsverhältnissen zu beantworten, sei es zu Kurzarbeit oder Kündigungen, werden verstärkt Beratungen durchgeführt.
Das Music-College Erfurt e.V. organisiert wöchentlich Livestreams, interaktive Angebote und Workshops.
Die Ruhe auf den Straßen ist also nicht mit der Inaktivität von Kindern und Jugendlichen zu verwechseln - was viele Eltern sicher bestätigen können.